Nichts verdient

ani_poster1 Ob nichts wirklich besser ist als gar nichts, das ist eine Frage, die ich gerne einem klügeren Kopf überlassen würde als mir. Neulich stolperte ich auf der Suche nach einem erotischen Filmvergnügen aber versehentlich in etwas hinein, das rein gar nichts erotischen Inhaltes war, sondern vielmehr gut hierher passt.

Nichts ist besser als gar nichts hieß der quasi-dokumentarische Film des nichtmehrganzjungen, aber nochnichtalten Regisseurs und Hauptdarstellers Jan Peters, der sich in Frankfurt am Main sechs Wochen lang mit randständigen Beschäftigungen durchschlägt, weil die Freundin seine Brieftasche miteingepackt hat und gen Amazonas-Expedition aufgebrochen ist.

Weil er nur eine Gruppenkarte für die Region Frankfurt in der Tasche hat, man damit vier weitere Personen im ÖPNV mitnehmen kann, ist das Geschäftsmodell seiner experimentellen Beschäftigung dies: Er schnackt am Automaten Leute an und bietet ihnen eine Mitfahrgelegenheit für knapp die Hälfte einer normalen Fahrkarte an. Dabei trifft er finanziell frustrierte Tagesmütter, philosophisch gewitzte Unternehmensberater, freche Hartz-4-Empfänger, Menschen, die in Frankfurts Innenstadt imkern und so einen Blick auf eine kleine Erwerbswelt innerhalb der großen wirft, bei der nichts verdient wird, die aber trotzdem ihren Wert hat.

Peters scheitert naturgemäß mit seinem irrwitzigen Vorhaben. Nach Wochen der Bahnfahrerei hat er gerade mal einen Euro Gewinn gemacht – ein Nichts, das aber immer noch besser ist als gar nichts.

Dir, lieber Peter, wäre das viel zu meditativ und gemächlich. Ich habe das aber genossen, wie sich hier einer furchtbar sympathisch und offen auf etwas einlässt, bei dem man nicht weiß, wo es enden soll. Und die Menschen, die ihm begegnen, sind auch ganz anders als man anfangs denkt. Das ist doch ein Silberstreif, du alter Miesepeter! Geh doch mal wieder ins Kino – und zwar hier!

[Paul]

Ein Gedanke zu „Nichts verdient

  1. Ach Paul. Wie schlecht du mich doch kennst. Als Gruppenkartenfahrtenfan ist das mein Film. Und für Silberstreife bin ich immer zu haben, auch wenn sie nach unten führen.

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