„»Und fügt hinzu«, insistierte Saint-Savin höhnisch, »wenn die Welt endlich wäre und umgeben vom Nichts, dann wäre auch Gott endlich: Da es seine Aufgabe ist, wie Ihr sagt, im Himmel zu sein und auf der Erde und an jedem Ort, könnte er nicht dort sein, wo nichts ist. Das Nichts ist ein Nicht-Ort. Oder aber, um die Welt zu erweitern, müßte er sich selbst erweitern, also erstmals dort auftreten, wo er vorher nicht war, was im Widerspruch zu seiner angeblichen Ewigkeit stünde.«
»Genug, Monsieur! Ihr leugnet die Ewigkeit des Ewigen, und das ist zuviel. Der Moment ist gekommen, Euch zu töten, damit Euer starker Geist uns nicht länger mehr schwächer kann!« Sprach’s und zog seinen Degen.“
Umberto Eco: Die Insel des vorigen Tages
Dass Saint-Savin Minuten später tot auf dem Boden liegt, ist allerdings nicht der Fechtkunst des degenzückenden Abbés zu verdanken, sondern einer dummen Musketenkugel einer dummen spanischen Patrouille während der dummen Belagerung von Casale im dummen Dreißigjährigen Krieg. Was dem französischen Edelmann aber gar nichts ausmacht, wie seine letzten Worte bezeugen, die zugleich die Nichtsigkeit des menschlichen Daseins unterstreichen: „une heure après la mort, notre âme évanouie / sera qu’elle estoit une heure avant la vie“.
[Paul]