Nichts, was es nicht gibt (2)

Man könnte diese Rubrik allein mit deutschen Museen füllen. Tun wir aber nicht. Es wäre viel zu billig, Museen wie die Lutherstiege in Augsburg, die Puppentheatersammlung Dresden, das Arithmeum in Bonn, Bagger 1452 bei Berzdorf, das Deutsche Kartoffelmuseum in Fußgönheim, das Deutsche Knopfmuseum in Bärnau, das Deutsche Hygienemuseum oder das Deutsche Steuermuseum aufzuführen, um anschließend auszurufen: “Aber hallo! Dafür gibt es wirklich und wahrhaftig ein Museum?”

Hingegen freue ich mich wirklich und wahrhaftig, das deutsche Fliesentischmuseum entdeckt zu haben, und wundere mich überaus, dass es dieses noch gar nicht so lange gibt.

Fliesentisch


Der Fliesentisch – oder FT, wie der Fachmann sagt – war in den Siebzigern der Brüller, wanderte in den Achtzigern ins Kinderzimmer, wurde in den Neunzigern zum Beistelltisch im Bastelkeller degradiert und erblickt heute im deutschen Unterschichtenfernsehen wieder das Licht der Welt. Ob “Supernanny”, “Schwiegertochter gesucht” oder “Familie mit Herz” – man hat das Gefühl, dass besonders RTL den Fliesentisch ins Herz geschlossen hat.

Zum Glück kann der kulturhistorisch interessierte Fliesentischfreund seine Freude an diesem spannenden Haushaltsobjekt ausleben, ohne Nachmittage vor der Glotze zu verbringen, denn das deutsche Fliesentischmuseum ist rund um die Uhr geöffnet: Im Internet.

Fliesentischmuseum


Wer auf Fliesentischfreunde herabblickt, weil er sie als sozial tiefstehend oder minderbemittelt betrachtet, dem sei gesagt, dass auch der Jetset den Fliesentisch schon längst wieder entdeckt hat. Ein Blick ins Trendmagazin “Living at home” zeigt den Fliesentisch in seiner ganzen postmodernen Pracht.

[Paul hat’s im Abfallkalender gefunden.]