Island. Seine Menschen, das Meer, die Berge. Schnaps, Religion, Fischfang. Der Pfarrer, der Auswanderer, die Fischausnehmerinnen. Die Ankunft der Zukunft. Hallgrímur Helgasons Roman “60 Kilo Sonnenschein” erzählt aus dem Leben der Isländer vor 120 Jahren und warum sie sind, wie sie sind. Großartig, witzig, bedrückend. Und nebenbei fallen sprachliche Perlen aus dem Erzählersack.
Historische Ereignisse gehen meist langsam und zugleich schnell vor sich. Sie haben Vorzeichen, auf die niemand achtet und sie schwimmen untergetaucht, bis sie am richtigen Datum ihren historischen Kopf aus dem Wasser heben. Nichts geschieht aus dem Nichts. Wenn man Geschichte aus der Distanz betrachtet, wird erkennbar, dass kein bedeutendes Ereignis im Fluss der Zeit vollkommen unsichtbar bleibt, die Menschen wurden vorgewarnt, doppelt und dreifach, aber das ist vergraben und vergessen, wenn die historische Stunde schlägt. Dann trifft es sie alle unvorbereitet. Gelähmt vor Staunen stehen die Menschen vor dem Großereignis, das in den Stiefeln der Geschichte majestätisch an Land steigt, groß und blond, salz- und wettergebräunt, gutaussehend, den Männern zieht es im Unterleib und die Frauen bekommen weiche Knie.”
Hallgrímur Helgason: 60 Kilo Sonnenschein
[Peter]