Jom Kippur in der Synagoge. Der Kantor sendet ein persönliches Gebet gen Himmel:
„Lieber Gott, Herr über Himmel und Erde, ich bin ein Nichts, ein Nichts!“
Als er das hörte, sprach auch der Rabbiner ein ähnliches Gebet:
„Oh Herr, ich bin ein Nichts, noch weniger als ein Nichts.“
Eine dritte Stimme aus den hinteren Reihen erhob sich. Sie gehörte dem Schammes, dem Synagogendiener. Laut schrie er auf:
„Auch ich bin ein Nichts, oh Herr, ein Nichts!“
Darauf flüstert der Rabbiner naserümpfend zum Kantor:
„Schau mal, wer sich heutzutage schon für ein Nichts hält.“
[Paul]
[Quelle: ZEITmagazin Nr. 14 vom 31.3.2010. Danke an Stephan für den Hinweis]