Nichts trinken

Die Jüngeren unter uns werden sich nicht erinnern. Wie denn auch? Es sind ja 50 Jahre her. 1974 werden Deutschlands Fußballer zum zweiten Mal Weltmeister. Richard Nixon tritt zurück. Günter Guillaume stürzt Willy Brandt. Rumble in the Jungle. Die Terrakottaarmee.

Und Rudi Carrell präsentierte „Am laufenden Band“. Die Unterhaltungsshow mit dem singenden holländischen Gastgeber erzielte Traumquoten und wurde live gesendet – heute undenkbar. In einer der ersten Sendungen trat der Schauspieler und Hörspielsprecher Ernst Hilbich auf. In seinem Sketch mimt er den Verkäufer eines Getränkes namens „Nichts“.

PS: Offenbar haben auch etliche Getränkeproduzenten „Am laufenden Band“ geschaut und entsprechende Alkoholika auf den Markt gebracht.

[Dankeschön für den Hinweis an Holger Schlosser!]

Nichts-Zitate (32)

Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mal einen Western lesen würde. Schauen schon, aber lesen? Habe ich aber. Und dieser prasst mit allen verfügbaren Klischees – brandysaufende Revolverhelden, Goldrausch, Duelle, sandige Westernstädte, böse Schurken, zwielichtige Kneipen, Hinterhalte – nimm, was du willst. Dann unterläuft er all das und philosophiert über Männlichkeitswahn, Umweltverschmutzung, Waffenverehrung und unerwartete Selbsterkenntnis. Könnte von Tarantino verfilmt sein, wurde es aber von Jacques Audiard. Und zum Schluss haut der Oberbösewicht – in der Badewanne sitzend und einem imaginären Publikum vortragend – das da raus:

„Ein großer Mann ist derjenige, der eine Leerstelle in der materiellen Welt mit der Essenz seiner eigenen Person zu füllen vermag. Ein großer Mann ist derjenige, der selbst dort Glück hat, wo andere nie Glück hatten – vermöge reiner Willenskraft. Ein großer Mann ist derjenige, der etwas aus dem Nichts schafft. Und glauben Sie mir, Gentlemen, sollte Ihnen dies gelingen, dann ist die Welt um Sie herum auch nicht mehr als ein Nichts.“

Um im nächsten Moment eines Besseren belehrt zu werden.

Patrick deWitt: Die Sisters Brothers





[Paul]

Universum von Nichtsen

Auf der einen Seite ist der Prahlhans da, und der möchte gern genießen. Auf der anderen Seite steht das Bewusstsein, ein Nichts in einem Universum von Nichtsen zu sein. Diese Demut, die habe ich absolut. Ich habe gelernt, dass es sinnlos ist, sich irgendwo „finden“ zu wollen. Man muss das annehmen, was man hat.

Herbert Feuerstein
[gefunden im Rabenkalender am 4.12.2020]

In Memoriam Herbert Feuerstein

[Paul]

Nichts gefunden

Computer sind einfallslos. Deswegen reagieren sie bei gleichem Sachverhalt immer auf die selbe Weise. Ruft man beispielsweise eine Internetseite auf, die es nicht gibt, gibt der zuständige Webserver des HTTP-Statuscode 404 aus, der Befund ist „not found“. Zu sehen ist dann meist eine Seite, die bei Maler Müller ebenso langweilig aussieht wie bei der Deutschen Bank.

Dabei kann man aus dem Nichts-Finden durchaus mehr machen, wie das Museum für Kommunikation in Berlin beweist:

mfk-nichts

Der Leerer

Eine Geschichte aus einem Parallelklassenuniversum.

“Was denkst du, tue ich hier?”, fragte der Leerer ernst.
“Sie … versuchen uns nichts beizubringen, damit wir´s später mal leichter haben …”.
“Tom, du hast anscheinend meine Frage nicht richtig verstanden. Was denkst du, tue ich hier? Ich erwarte mir jetzt eine ehrlich Antwort.”
Der Schüler begann darüber nachzudenken. Letzte Chancen erkennt jeder als solche.
“Nichts.”, sagte Tom.

Erzählt von Maxzmek.

[Paul]