Ich hör „Nichts“.


Viktor Vaudeville & Les 3roberts | Nichts

Viktor Vaudeville & Les 3roberts, die man ja eher als „Vaudeville & die kasachischen Hühnerdiebe Marc, Gil und Jacques Roberts plus the Hans Koslowski Singers“ kennt, die mit ihrem Beitrag „Nasebohren“ irgendwie knapp nicht zum Eurovision Song Contest 2012 nach Aserbaidschan fuhren, machen nun erneut auf sich aufmerksam. Diesmal mit „Nichts“. Wir haben für alle, die des Hessischen nicht so mächtig sind, exklusiv den Text transkribiert. Bitteschön:

Ich laufe durch die Straßen.
Ich seh dich.
Ich seh nichts.

Ich laufe durch die Straßen.
Ich seh dich.
Ich seh nichts.

Ich seh nichts.
Ich seh dich.
Ich seh dich.
Ich seh nichts.

Ich laufe durch die Straßen.
Ich seh dich.
Ich seh nichts.

Ich laufe durch die Straßen.
Ich seh dich.
Ich seh nichts.

Ich seh dich.
Ich seh nichts.
Ich seh nichts.
Ich seh dich.
Ich seh dich.
Ich seh nichts.
Ich seh nichts.
Ich seh dich.
Ich seh dich.
Ich seh nichts.
Ich seh nichts.
Ich seh dich.
Ich seh dich.
Ich seh nichts.
Ich seh nichts.
Ich seh dich.

[Peter]

Erst das Nichts, dann der Papst

und als ich grade mit den kindern, die auf den hauptbahnhof zu ihrer mutter mussten, in der straßenbahn an der kreuzung mollstraße/leipziger-straße feststeckte, da kamen so viele, viele, viele, viele polizeimotorräder und dann einsatzfahrzeuge und alles war abgesperrt und dann kam nichts und dann wieder sehr viele motorräder, und dann schon wieder nichts und dann einige einsatzwagen und noch mehr von diesem nichts und als ganz lang überhaupt gar nichts gekommen war, und die straßen gähnten vor all dem nichts, da näherte sich mit einem großen, stummen blaulichtgetöse eine pfeilformation aus motorrädern mit blaulicht und ich hob meinen sohn aus seinem kinderwagen und wir klebten uns an die scheiben der straßenbahn, von wo meine tochter schon die ganze zeit nicht mehr wegzukriegen war und dann kam diese pfeilformation direkt auf uns zu und bog kurz bevor sie auf uns stieß um 90 grad nach rechts ab und in ihrer mitte, behütet wie eine bienenkönigin, da muss er wohl gewesen sein, in einer der vielen schwarzbescheibten limousinen, die da eingepfercht von streifenwagen sich an uns vorbeischoben. und ich rief laut: da ist er, der papst. und es ging ein ehrfürchtiges raunen durch den straßenbahnwaggon und ein wo? japste aus vielen kehlen und die jugend knipste mit ihren smartphones und mein sohn sagte: das sind aber viele motorräder. und die tochter sagte: papst? was ist ein papst?

[Paul]

Nichts-Zitate (17)

… und am Ende bleibt nur die Maske, unter der die Menschen so nichtig geworden sind, so leer … Reiße die Maske herunter, und du siehst – nichts. Aber warum dann noch ein Nichtangriffspakt? Soll man nichts nicht angreifen? Das frage er sich oft. Soll man etwas, was nicht ist, nicht angreifen? Wenn ich so ein Nichts angreife, was ist dann? Er meine, was ist dann geschehen? Ist dann etwas geschehen? Ist etwas geschehen, wenn mit einem Nichts etwas geschehen ist?

Andreas Maier: Wäldchestag

[Paul]

Da wächst nichts.

„Da wächst doch nichts.“
„Natürlich wächst da was.“
„Niemals.“
„Sehr wohl.“
„Quatsch.“
„Aber sicher.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“

Meanwhile …

Quelle: SÜDWEST PRESSE vom 19. Juni 2010, Kinderseite

Quelle: SÜDWEST PRESSE vom 19. Juni 2010, Kinderseite

[Peter]

[Schönen Dank an Helmut Bachschuster, der die Kinderseite der SÜDWEST PRESSE aufmerksam gelesen hat, in der es um Nichts ging.]

Nichts-Zitate (13)

Da ist nicht genug nichts drin.

John Cage
aus dem „Vortrag über Nichts“ aus der Schrift „Silence“ über das Schönbergsche System, zit. nach einer Vorlesung von Dieter Mersch über die „Philosophie der Gegenwartskunst“, hier „Cages Radikalisierung des Zufalls und die Ethik des Responsiven„. Schön, nicht? Danke für den Hinweis an jo.

[Paul]

Enzyklopädien (3)

Die Deletionpedia ist ein Projekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, gelöschte Artikel aus der Wikipedia aufzubewahren. Die Artikel können dort, zusammen mit Informationen über die Löschung (Löschdatum, Name des Administrators, der die Löschung ausgeführt hat und ein Link zur Löschdiskussion) abgerufen werden. Eine deutsche Fassung von Deletionpedia ist in Planung.

Soweit der Wikipedia-Artikel zur „Deletionpedia“. Der derzeit übrigens zur Löschung vorgeschlagen ist.

Schön fand ich aber vor allem, was die deutsche Deletionpedia zum Thema „nichts“ zu sagen hat. Das hier:

deletionpedia

[Peter]

Nachtrag: Paul weist gerade darauf hin, dass dieser Beitrag wunderbar in die Reihe „Enzyklopädien“ passt. Stimmt. Alter Titel „nichts gelöscht“ gelöscht. Peter.

Gezwitscher re-reloaded

In der Vergangenheit beschäftigten wir uns schon zweimal mit dem Nichts im Twitteruniversum; im einen Fall war das Ergebnis nichtswürdig dünn, im anderen nichtsahnend dunkel. Dass man auch ausufernd über Nichts twittern kann, wird zwar allerorten beklagt, aber nur an einem Ort konsequent durchgeführt: bei @dasnichts.

Schon die Aufmachung passt: weiße Schrift auf weißem Hintergrund. Wer mehr lesen möchte, sollte sich daher den Griff zu [Strg – A] angewöhnen. Aber auch das Motto ist eine echte Twitterei: „folge nichts. das nichts folgt dir.“

Vor gerade mal vier Tagen begann @dasnichts zu twittern, stilecht mit dem Tweet

dasnichts tweet1

Seither hat es sich an die 500 Follower erarbeitet, twittert bald stündlich weiter und will anscheinend gar nicht mehr damit aufhören. Wir freuen uns derweil über Perlen wie

dasnichts tweet2

oder

dasnichts tweet3

und warten darauf, dass twitkrit etwas Passendes dazu twitkrittet.

[Schönen Dank an Simon für den wunderbaren Hinweis!]

[Peter]

Nichts-Lyrik (Nr. 1)

sieht man mich noch?
ich bin ein loch
durch mich schiesst alle welt hindurch
als ding als greis als kind als lurch
der bäcker backt in mir das brot
es fällt durch mich des nachbars kot
ein mord passiert in mir und frisst
sich durch bis man den grund vergisst
ein stern tritt glühend in mich ein
vielleicht auch nur ein kieselstein
ich bin ein loch
sieht man mich noch?

Gerhard Rühm, 1986

An eine Kurzinterpretation hat sich der Deutschlandfunk gewagt.

[Paul]

Nichts schmecken

Ich stelle mir Turgenew, Jacobi und Nietzsche um einen Tisch sitzend vor, wie sie ins Nichts starren. Jacobi sagt längere Zeit nichts. Turgenew kontert mit erhöhter Schweigsamkeit. Schließlich zieht Nietzsche folgendes Produkt aus einer versteckten Tasche seines schwarzen Rollkragenpullis und gibt eine Runde aus:

nihilist-mints

[Hinweis von Ecki, noch bevor das „completely flavorless“ Bonbon die Runde durch Bloggersdorf machte]

[Peter]