Was geht, Alder? – Tja, nichts geht mehr in der tanzagentur OST, seit der Berliner Nachtclub vor knapp einem Jahr einem Brand zum Opfer fiel. Selbst von den sanitären Anlagen ist nichts übrig geblieben als rindviehförmige Spuren auf den Kacheln:
Neben mannigfaltigerlei anderem ist “nichts” auch die Antwort auf die Frage, was wohl der Blick durch ein Eisenbahnwaggonfenster bei Nacht üblicherweise erfasst. Für diejenigen unter unseren Lesern, die sich dem Schienenverkehr nur tagsüber anvertrauen, wollte ich solch ein Spectaculum unlängst mit der ansonsten meist brachliegenden Bewegtbildaufzeichnungsfunktion meines Mobilfernsprechendgeräts konservieren – was auf den ersten Blick auch zu gelingen schien. Doch der Versuch, die resultierenden 3:41 Minuten an mir vorbeihuschenden Nichts’ in diesen Internetartikel einzubinden, blieb ein solcher. Jegliches Bemühen, die störende Nebengeräuschspur auszublenden und das Ergebnis in einem geeigneten Format zu speichern, zeitigte nochmals kryptischere Dateiendungs-krzl, aber kein bewegtes Bild auf dem Monitor.
Einzig ein vom Bildschirm abfotografiertes Standbild ließ sich hier herüberretten:
Ach Peter, dies Internet und seine technischen Fallstricke – ist es ein Wunder, wenn ob seiner größere Geister als wir ins Verzweifeln verfallen?
Unlängst lustwandelnd im sehenswerten Nihil-Bilderpool von ipernity, fand ich dies prächtige Bild von Nichts, obendrein betitelt “nothing objective” und mit der Unterzeile “nothing is the ultimate thrill.” nachgerade prädestiniert für dies Blog:
Ein großer alter Mann der Nichts-Poesie: Justin Sullivan, Songwriter und Frontmann der britischen Indie-Legende New Model Army. Wollte man sich die Mühe machen, in seinen Liedtexten Wörter zu zählen, “nothing” stünde sehr weit oben in der Liste. Davon zeugen Titel wie “Nothing Touches” oder “Nothing Dies Easy”, aber das Nichts lauert auch in gefühltermaßen jedem dritten Refrain und ist Dreh- und Angelpunkt etlicher Songs.
he said – nothing’s left to keep us
in the city where we’ve come from
take us far away from here
(Tales Of The Road)
what I most of all regret is not what I did
but all the things that I left undone
like nobody learns, and nothing is changed
you ask me to follow again
(See You In Hell)
the movers move, the shakers shake,
the winners rewrite history,
but from high on the high hills
it all looks like nothing
(High)
Oder auch dieser Klassiker, zu dem wir schon im späten vorigen Jahrhundert das Haupthaar schüttelten:
nothing is as cruel as the righteousness of innocents
with automatic weapons and a gospel of the truth
…
so forgive yourself my friend, all this will soon be over,
what happened here tonight is nothing at all
(Purity)
Multiples Nichts gibt es in dieser Bilderserie von Miguel Martinez zu bewundern: Die ganze Nichtigkeit des Nachtlebens, eingefangen in sehr atmosphärischen Fotografien aus Hamburger Clubs, die es heute nicht mehr gibt. [Peter]
Fast nichts ist schon von Haus aus so minimalistisch, dass es nicht noch minimalistischer ginge. Wer schon immer der Meinung war, dass die Gestaltung dieses Blogs dem unverfälschten Leseerlebnis abträglich ist, dem kann geholfen werden:
Nichts-Lyrik, noch lesbarer
Das freundliche kleine JavaScript-Droplet “Readability” für Firefox sucht auf einer gegebenen Internetseite den längsten zusammenhängenden Textbereich, formatiert ihn auf Mausklick so schnickschnackfrei wie oben gezeigt (auf der einmalig zu besuchenden Setup-Seite kann man alternativ auch Terminal-Optik wählen) und lässt alles Drumherum einfach weg. Ist das Nichts?
Auf allzu kleinteiligen, boulevardesken Nachrichtenportal-Startseiten funktioniert das allerdings nicht – hier sieht man gern einmal die Meldung “Sorry, readability was unable to parse this page for content.” Dass die nächste Version des Droplets in der Lage sei, eine Webseite auch inhaltlich zu analysieren, so dass zukünftig auf 95 Prozent aller deutschsprachigen Medienseiten mit dieser Meldung zu rechnen sei, ist bislang nur ein unbestätigtes Gerücht … (via)
Schön bunt, wa?, fragt Lars H. mit Recht; und weiter fragt er, warum nicht einfach kommentieren, statt zu mailen. Nun, auf diese zunächst umständliche Weise kann das jeweils neueste Leserwerk die Nichtsblog-Startseite schmücken, bis uns per Mail an post@nichtsblog.de das nächste Sandkunstwerk aus der geneigten Leserschaft erreicht.
Meine jüngste Datennetzrecherche nach Nichtswürdigem ist, ich muss es gestehen, im Sande verlaufen. Nein, das stimmt nicht, den Sand sieht man erst hinterher; zuerst sieht man bei thisissand.com entzückenderweise nämlich Nichts (plus ein kleines Viereck, hinter dem sich die Spielanleitung befindet). Dieses Nichts kann der geneigte Besucher sodann ganz aktiv berieseln lassen. Das ist erwartungsgemäß zu Nichts gut, aber durchaus meditativ – und es zeitigt hübsche Resultate:
Nicht über alles schreiben, bloß weil alle es tun.
Nicht vom Pagerank vereinnahmen lassen.
***
Nicht versäumen, Todd Sielings Slow Blogging Manifesto zu lesen und in Ruhe darüber nachzudenken. (Gefunden bei Hokey und in eklatantem Widerspruch zum Manifest sogleich hier vermerkt.)
Weißt du, Paul, ich hatte ursprünglich ja überlegt, ob nicht wir als Fachmagazin fürs Absurde im Absenten mal ein Angebot abgeben sollten. Du weißt schon, bei der Mutter aller Auktionen – Deutschlands weltberühmtester Blogger verhökert seinen Domainnamen. Denn mal ehrlich: Die Antwort auf die Frage “Was hat der Käufer von einem Markennamen ohne Substanz?” kann doch nur ein beherztes NICHTS! sein. Andererseits stehen die Gebote fünf Tage vor Schluss schon bei über zwanzig Kiloeuro, und dann muss man sich schon fragen, ob man Nichts nicht auch billiger haben könnte …
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