Nichtsnutze

Auch wenn ich innerlich noch koche angesichts der Frechheit, mit der gewisse Herren meinen, von den Früchten unserer Arbeit partizipieren zu können, bin ich doch vernünftig und Manns genug, mir zu überlegen, was nun zu tun ist. Als erstes, lieber Paul, das war mir sofort klar, gilt es, den Feind genau zu studieren. Und das tat ich:

Eine einfache Suche nach „Nichts“ im Blog der beiden schrägen Vögel zeigt, dass der Buch-Coup von langer Hand vorbereitet war. Schon in dem wohl lustig gemeinten Beitrag „Kid-Cuts (14)“, in dem es um die falsche oder richtige Behandlung von Kleinkindern zu gehen scheint, heißt es am Ende: „Zur Erinnerung: Noch neun Tage, dann kommt Nichts.“ Die Erinnerung bezieht sich auf einen noch älteren Beitrag, in dem einer der beiden über seine Erkältung lamentiert, und der bereits unverhohlen den Textdiebstahl ankündigt: „Nichtsdestotrotz dürft ihr euch schon mal auf den 29. Februar freuen. Da gibt’s Nichts.“

Besagter 29. Februar wird vom 22. Februar an fast täglich countdownartig beworben, worauf die Leser dieses Blogs – von Frank und juf über Ecki bis hin zu sabine und til in der Art Pawlowscher Hunde reflexartig ihrer Neugier nachgeben, um dann am 29. Februar, dem Erscheinungstag der gestohlenen Gedanken, vermutlich kreischend in die Buchhandlungen der Republik zu stürzen und damit der Profitgier der beiden Diebe ins Messer zu laufen.

Die eigentliche Ankündigung des verruchten Druckwerks verrät noch mehr über die Motive der Verbrecher. Während sie das Buch damit begründen, dass Peter und Paul (das sind wir!) „gar nichts davon wissen, dass ihr Briefwechsel Literatur wurde“, kündigen sie ihr nächstes räuberisches Ziel schon vorab an: das Nichtsblog selbst!

Aber jetzt sind wir gewarnt.

[Peter]

PS @Paul: Was hältst Du davon, wenn wir uns über Pfingsten träfen, um das Problem unter vier Augen zu besprechen?

Zusammenfassung

Unsere gerechte Empörung in Ehren, lieber Peter, aber wir sollten eines nicht vergessen: Die Leser dieses unseren Blogs fragen sich möglicherweise, was hier eigentlich los ist und warum wir uns dergestalt echauffieren. Ich halte es daher für angemessen, den Uneingeweihten eine Zusammenfassung des Geschehens anzubieten. Ironischerweise ist dies exakt in dem von uns inkriminierten Büchlein zu finden, denn es enthält ja genau den Briefwechsel, um den es geht.

Peter und ich, Paul, hatten uns in den vergangenen Monaten und Jahren die Mühe gemacht, unsere Gedanken zum Thema „Nichts“ auszutauschen. Dies geschah in einem ausführlichen Briefwechsel, in dem durchaus auch Privates verhandelt wurde. Dabei waren wir bemüht, das Thema von allen Seiten zu beleuchten und darüber hinaus in Form von Listen zu fassen. Dies sollte es gegebenenfalls ermöglichen, unsere Texte verlegerisch aufzubereiten und eventuell in Buchform zu fassen.
Da es aufgrund widriger äußerer Umstände nicht nur geschah, dass wir uns für einige Zeit aus den Augen verloren, sondern auch besagter Briefwechsel irrigerweise aus unserer beider Hände gegeben wurde, sahen wir uns – wiewohl wir uns durch pures Glück im vorliegenden Blog wiederfanden – nicht imstande, den ursprünglich gefassten Gedanken an eine Publikation zum Thema „Nichts“ zu einem glücklichen und gebundenen Ende zu führen.
Dass wir diesen unseren Briefwechsel nun in Buchform wiederfinden, ist umsomehr ein Schlag ins Gesicht jedes einzelnen von uns, als keiner von uns jemals etwas von diesen „Herausgebern“ gehört hat. Wir fragen uns daher ernsthaft: Wer sind diese Herren Brenner und Eder? Was treibt sie an? Wie gelangten sie in den Besitz unserer wertvollen Briefe? Wie konnten sie es wagen, diesen privaten Schatz an die Öffentlichkeit zu zerren? Und: gibt es diese Personen überhaupt?

[Paul]

PS ad Peter: Was hältst Du davon, wenn wir uns über Pfingsten träfen, um das Problem unter vier Augen zu besprechen?

Nichts zu fassen

Bevor das mit der Überschneiderei jetzt ewig weitergeht, will ich mal ganz schnell folgendes loswerden.

Ganz offensichtlich hat jemand unseren Briefwechsel gefunden und veröffentlicht. Die beiden Schurken Brenner und Eder geben sich nicht einmal Mühe, dies zu leugnen, sondern tun sogar so, als hätten sie uns erfunden. Auf ihrer eigenen Webseite (namens Dia-Blog, so etwas Albernes!) machen sie unverhohlen Werbung für das Buch, behaupten dort u.a., ich sei „fahrig und leicht zu begeistern“, während Paul als „krittelig“ charakterisiert wird (naja, da ist was dran), und verlinken uns sogar in ihrer Blogroll.

Jetzt frage ich unsere geneigten Leser:

Ist das zu fassen?
Sind die noch bei Trost?
Muss man sich das gefallen lassen?
Und: Was würdet ihr an unserer Stelle tun?

Zutiefst erschüttert:

[Peter]

Fast nichts gefunden

Das, mein lieber Paul, wird dich umhauen.

1. Mai ist mein Städtetag. Ungeachtet aller Maispaziergänger, Demonstr- oder Krawallanten nehme ich mir an diesem Tag Zeit für eine neue Stadt. Reise gerne am Vorabend an, um als gut gelaunter Beobachter hier und dort das Aufrichten eines Maibaumes zu verfolgen, frauenbewegten Hexen auf dem Weg zur Walpurgisnacht gewandt auszuweichen und gelegentlich sogar einen ausgelassenen Tanz in den Mai zu goutieren. Obgleich es hierbei oft spät wird, stehe ich stets früh auf und beginne den Tag mit einem Käffchen in einem Cäffchen.

So auch in diesem Jahr, in dem die Wahl auf ein beschauliches schwäbisches Städtchen gefallen war, das mit pittoresken Fachwerkhäuschen sowie einem richtigen Schloss versehen ist und sogar eine Universität sein eigen nennt. Meinen Morgenkaffee nahm ich am schmucken Marktplatz ein. Das ganze Städtchen schien noch in einer Art Dornröschenschlaf zu liegen, als ich mich auf den Erkundungsweg begab, wie immer begleitet von meiner treuen Kamera.

Unweit des Marktplatzes entdeckte ich eine Buchhandlung, der ich ein interessantes Motiv entlocken wollte. Zwar sieht jede Fußgängerzone in Deutschland demnächst gleich aus mit ihren Kaufhöfen, H und Ms, Saturns, Schleckers und immergleichen Handyläden, unterscheiden tun sich aber noch die Buchhandlungen, wenngleich nur in Details. Genau die faszinieren mich. Im vorliegenden Fall gefiel mir die Mischung aus universitären (ein Aufsteller „Kunst + Wissen“), bildungsbürgerlichen (ein Plakat „Lesen heißt träumen“) und regionalen (ein Buch „Schwäbische Alb“) Inhalten:

Fast nichts 1


Nichtsdestotrotz wird man in jeder Buchhandlungauslage mindestens einen aktuell diskutierten deutschen und einen viel gelesenen amerikanischen Autor finden. Ich war neugierig, wer es hier sein würde und tippte auf Martin Walser und Paul Auster, fand aber die Günter Grasssche Zwiebelautobiographie und T.C. Boyles Gehörlosenroman.

Fast nichts 2


„Auch gut“, dachte ich und wollte schon weitergehen, als mein Blick auf das Buch neben T.C. Boyle fiel. Es trug den Titel Fast nichts über das Nichts. Auf dem Cover war eine altertümliche Schreibmaschine abgebildet, in der ein Blatt Papier eingespannt war, auf dem – wohl als eine Art Untertitel – die Worte Ein Scheitern in Briefen zu lesen waren.

Fast nichts 3


„Ein neues Nichts-Buch!“, jubilierte ich, denn das verhieß Stoff für dieses Blog, und betrat flugs die Buchhandlung, um das Kleinod zu erstehen. „Wollte betreten“, sollte ich sagen, und ihr müsst euch den akustischen Teil des Zusammenpralls von Hirnschale und Panzerglas dazudenken, denn selbstverständlich war der Laden feiertagshalber geschlossen.

Gehirnerschüttert, aber dennoch wild entschlossen suchte ich das nächstgelegene Internetcafé auf und machte mich auf die Suche nach dem Büchlein. Die nächstbeste Suchmaschine brachte mich auf die Internetseite eines „MV-Verlags“, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, der aber offensichtlich das Buch in einer Reihe namens „Octopus“ vertreibt. Und musste dort folgendes lesen:

Octopus

Und jetzt muss ich mal folgendes anmerken:
Dass jemand ein Buch über Nichts schreibt: In Ordnung.
Dass die Protagonisten Peter und Paul heißen: Denkbar.
Dass dazu der Modus eines Briefwechselns gewählt wird: Ungewöhnlich.
Dass eine Frau Netzinger darin vorkommt. DAS KANN KEIN ZUFALL SEIN!

Ich werde das Buch bestellen. Und sollte sich herausstellen, dass darin UNSER Briefwechsel abgedruckt ist, dann werde ich den Herren Brenner und Eder aber sowas von heimleuchten, das hat die Welt noch nicht gesehen!

Geschockt und gegebenenfalls auch heftig erbost:

[Peter]